28.10.2016: Reith – Nördlingerhütte – Solsteinhaus
Voller Vorfreude auf das verlängerte Wochenende starten wir, Jojo und ich, am Freitag nach getaner Arbeit, um 13:45 Uhr vom Bahnhof in Reith. Direkt im Ort zweigt der Weg rg Nördlingerhütte ab und geht sogleich recht steil, aber wunderschön durch den herbstlichen Lärchenwald hinauf. Sobald sich die Bäume lichten eröffnet sich ein sagenhafter Ausblick auf die umliegende Berglandschaft, bis hin zur Zugspitze. Ein Traum. Nach ca. 2,5h und 1130HM erreichen wir die Nördlingerhütte (2238m). Auf den Sprung auf die Reitherspitze verzichten wir heute, liegt doch noch ein ganz schönes Stückerl Weg vor uns.
Nach einer kurzen Pause geht’s weiter rg unserem heutigen Ziel – dem Solsteinhaus. Zunächst hinunter zum Ursprung-Sattel, dann wählen wir die etwas anspruchsvollere und längere Variante über den Freiungen Höhenweg, der immer wieder etwas ausgesetzt, aber versichert im ständigen Auf und Ab rg Osten verläuft – vorbei an den Freiungstürmen, der Kuhljochspitze und zuletzt der Erlspitze. Für all diese Gipfel ist heute keine Zeit, sind wir doch ein bisschen in “Zeitnot” angesichts der untergehenden Sonne – was sich als etwas schwierig herausstellt, die Lichtverhältnisse der herbstlichen Sonnenuntergänge sind einfach unbeschreiblich schön – da muss man manchmal einfach anhalten – innehalten – aufatmen – auftanken. Die letzte Stunde, ca. ab der Kuhljochscharte, absolvieren wir dann im recht unschweren Gelände im Dunkeln, was aber dank unserer Stirnlampen meist ganz gut funktioniert.
Um ca. 19:45Uhr erreichen wir dann endlich das (nicht mehr bewirtschaftete) Solsteinhaus (1805m) – dessen Winterraum (10Euro/ Platz für 4-6P.) aber geöffnet ist. (Leider kein Wasser!) Nach einer Jause und dem kläglich scheiternden Versuch Feuer zu machen hupfen wir gleich in unsere “warmen” Schlafsäcke – den Wecker gestellt auf 4:45Uhr!
29.10.2016: Solsteinhaus – Gr. Solstein – Kl. Solstein – Hohe Warte – Brandjochspitze – Seegrube – Hafelekar – Götheweg – Pfeishütte
Zunächst einmal Kudos an martin-outdoor.de, der uns mit seinem Bericht der Gratüberschreitung vom Gr. Solstein bis zur Vorderen Brandjochspitze die Vorbereitungen der Tour sehr erleichterte und einen recht zuverlässigen und anschaulichen Bericht dieser Tour online gestellt hat!!! Zu erwähnen sei auch spitzentreffen.at, die einen Teil dieser Tour von der anderen Richtung absolviert haben. Danke für eure Berichte!
Um ca. 5:15Uhr starten wir noch im Dunkeln recht gemütlich vom Solsteinhaus hinauf zum Großen Solstein (2540m), der aber eigentlich der Kleinere der Solsteine ist. Nach ca. 1,5h erreichen wir den ersten Gipfel, der auch von seiner unscheinbaren Form im Schatten seines “kleineren” Bruders steht – auch in der Dämmerung erscheint der Kl. Solstein sehr imposant. Nach einer kurzen Snack-and-Break-Pause machen wir uns bald auf den Weiterweg zuerst markiert ein paar Höhenmeter hinunter, dann weiter zum zweiten Gipfel für heute, dem Kl. Solstein (2633m), den wir pünktlich zum Tagesanbruch um kurz vor 8Uhr erreichen (ca. 1h).
Ab dann geht’s unmarkiert, aber relativ eindeutig entlang des Grats weiter rg Osten. Ein paar Mal muss der Grat wegen relativ steiler Abbrüche etwas südlich umgangen werden, was aber auch immer recht eindeutig ist. Beeindruckende Tiefblicke sind garantiert, wenn man auch wegen des oft sehr brüchigen Gesteins (das im West-Ost-Verlauf des Grats generell immer brüchiger wird!) sehr aufpassen muss welchen Griffen/Tritten man wirklich vertrauen kann – nicht selten bricht ein völlig fest erscheinender Fels plötzlich weg. Mit beeindruckenden Tiefblicken geht es luftig dahin (meist I – II, mit der einen oder andere III-er Stelle), besonders beeindruckend der Reitergrat – ein sehr dünner Gratabschnitt, der nomen-est-omen am besten wohl in einer Art Sitzposition überwunden wird. Ab der Scharte geht es wieder am am markierten Weg hinauf zur Hohen Warte (2597m), die wir nach ca. 1h erreichen.
Wiederum nach einer kleiner zweiten oder dritten (? – habe die Übersicht verloren^^) Frühstückspause stürzen wir uns noch einmal ins Grat-Abenteuer, die Brandjochspitzen erscheinen schon fast greifbar. Dieser letzte Abschnitt erfordert aber noch einmal vollste Konzentration, denn wie bereits erwähnt wird das Gestein leider immer brüchiger und auch der Schwierigkeitsgrat bleibt mit III erhalten. Ca. in der Mitte des Grats muss ein markanter Zacken wiederum südlich umgangen/klettert werden – danach aber am besten gleich wieder auf den Grat hinauf! Eine letzte Schlüsselstelle kurz vor dem Gipfel der Hinteren Brandjochspitze (2599m) erfordert noch einmal etwas Mut und Klettergeschick, mit ausreichend Konzentration dann aber doch gut zu meistern! Wiederum knapp 1h.
Zur Vorderen Bandjochspitze (2559m – mit Gipfelkreuz) ist es dann wirklich nur noch ein “Katzenhupfer” von ca. 20min – wiederum ein bisserl ein brüchiger. Das schrofige Gelände ist durchsetzt mit lauter Geröll und daher v.a. im Abstieg nicht ganz so angenehm. Super glücklich erreichen wir um ca. 10:45 Uhr den letzten Gipfel des Grates. Der Blick zurück erfüllt uns dann fast ein bisserl mit Stolz – schaut ganz schön imposant aus, dieser Grat. Resüme: luftige, einsame (mit Ausnahme von Steinbock-Sichtung), etwas brüchige, aber wunderschöne Grat-Kraxelei mit ab-und-zu-ein-bisschen Nevenkitzelpotential. Prädikat: wertvoll!
Die Seegrube bereits in Sichtweite und mit dem damit verbundenen “Gipfel”Radler im Kopf geht’s in ca. 70min zunächst hinunter (vorbei an der Frau Hitt – der wir aber auch mit Sicherheit nochmals einen Besuch abstatten) und dann in super Höhenwegmanier rüber zur Bergstation (1905m). Dort wartet schon ein Studienkollege von Jojo, der uns am Götheweg begleiten wird. Pünktlich zur Mittagszeit stärken wir uns aber mal kulinarisch, umringt von lauter Trailrunnern, Mountainbikern und Touris – komplettes Kontrastprogramm zu den Stunden davor 😉
In ca.45 Minuten keuchen wir dann in der Mittagshitze hinauf zum Hafelekar (2269m) und zweigen sogleich rg Osten auf den Götheweg ab, auf dem ich ja bereits Mal mit meinen Trailrunningschuhen unterwegs war.
Innerhalb ca. 1h erreicht man (ohne Gipfel) auf wunderschönen Wegen die Mandlscharte. Hier trennten sich dann unsere Wege – während Jojo und Mani noch einen Abstecher auf die Rumerspitze über den Westgrat machten und dann über die Arzlerriese runter nach IBK rutschten, machte ich mich auf die Suche nach Wasser, was ich zum Glück bei der Pfeishütte (1922m), meinem heutigen Ziel, fand- weiter ca. 30min! Dort im Notlager (5 Euro, ca. 6P.) wurde es dann ganz schön kuschelig, an einem solch schönen Wochenende hatten einige die Idee in den Bergen zu übernachten. Zum Glück war ich an diesem Tag also schon relativ früh hier und konnte somit den restlichen NM/Abend ein bisschen zum Entspannen nutzen.
30.10.2016: Pfeishütte – Stempeljoch – Lafatscher Joch – Halleranger Haus – Scharnitz
Leider machte mir mein Kopf (wetterfühlig?!) einen kleinen Strich durch die weitere Tourenplanung, sodass ich relativ bald entschied doch schon heute ins Tal abzusteigen. Zunächst ging’s aber wiederum in der Dunklen um kurz nach 5Uhr bei sternenklarem Himmel in ca. 45Minunten hinauf zum Stempeljoch (2215m). Hier könnte man ein paar Gipfeln (Stempeljochspitze, Pfeiser “mitnehmen”, was ich aber angesichts der Dunklen sein ließ. Ganz schön steil geht’s dann die ersten Höhenmeter hinunter rg. Haller Tal, bevor ich mich links hielt, um auf dem Wilden Bande Steig hinüber auf’s Lafatscher Joch (2085m) zu queren. Dort angekommen überrschte mich bereits die aufgehende Sonne, was mich etwas verwunderte, hatte ich die Zeitumstellung völlig “verschlafen” (im wahrsten Sinne des Wortes). Somit beschloss ich kurzum den Aufstieg zur Speckkarspitze bleiben zu lassen (der wäre im Norden gewesen) und stattdessen gleich zum Hallerangerhaus (1768m) abzusteigen (P.S.: Ein Kletter-Paradies dort!) Nach ein paar ausgedehnten Fotopausen und einer kl. Frühstücksjause ging’s fortan auf einer (anfangs zwar einsamen) Forststraße rg. Scharnitz. Angeschrieben sind für die ca. 20km 5h, was ausreichend ist, die Strecke ziiiiiiieht sich aber trotzdem, v.a. wenn so manche Mountainbiker wie im Flug bei dir vorbei die Straße runterdüsen – da sehnt man sich auch nach einem fahrbaren Untersatz. Einziger Lichtblick ist die doch recht schöne Karwendel-Bergwelt rechts und links (soooo viele Touren die ich in zukunft noch auschecken muss), die noch recht junge Isar mit unzähligen Steinmanderl am Bachufer und die Möglichkeit die brennenden Haxen im Zug oder dann Zuhause endlich hochzulagern! 😉 V.a. die letzten km gestalten sich für mich noch mal als ein Wettrennen gegen die Uhr – denn um 13:03 fährt der nächste Zug rg IBK, danach müsste ich 1,5h warten. Also, noch einmal die letzten Kräfte mobilisiert und um punkt 13Uhr erreiche ich gerade rechtzeitig den Bahnhof.
So schön und ereignisreich die letzten 48 Stunden auch waren, umso glücklicher bin ich auch jetzt wieder im Tal angekommen zu sein und mich nun von den Strapazen ein wenig zu erholen. All dies aber mit unvergesslichen Eindrücken einer wunderschönen Tour im Karwendel, die mit Sicherheit nicht die letzte dort gewesen sein wird!